Neulich
- was ich bitte, im Sinne von "jüngst" zu verstehen - kam ich mit
meinem Hund Hemul, der ein reinrassiger Schlombinzinger ist, mit einem
Stammbaum bis hinab zu Karl dem Großen...
Ich kam also von einem Spaziergang mit dem
Hund zurück und war auf dem Weg von der Straße oben zu meinem Haus
unten. An einer bestimmten Stelle blieb Hemul stehen und schnorchelte
mit seiner Schnauze im vom Regen und der Schneeschmelze noch feuchten
Acker neben dem Weg. Sachte griff er schließlich mit den Zähnen in den
Schlamm und zog etwas heraus. "Ein toter Ratz", dachte ich zuerst, aber
als der Hemul die mutmaßliche Ratte auf den Wiesenstreifen neben dem
Acker gelegt hatte erwies sich der Ratz als Fisch.
"Aha,
ein Fisch also", dachte ich in meiner kindlichen Einfalt. Als sich
jedoch mein Hirn aus dem Standby-Modus selbsttätig aktiviert hatte,
schrillte es Alarm. Ein
Fisch? Auf dem
Acker? Hier
oben?
Dazu
muß ich anmerken, daß in der Nähe, direkt neben meinem Haus, ein
Fischteich liegt. Der ist allerdings gute 50 m vom Fundort des Fisches
entfernt, der Fundort ist zudem etwa 10 m höher als der Teich. So was,
dachte ich mir, schafft nicht mal ein Fliegender Fisch, den es in
Niederbayern aber eh nicht gibt.
Die nähere Betrachtung ergab, daß dem Fisch der Kopf fehlte. Sherlock Holmes war mit dem
"Fall des abgebissenen Fingers"
in Niedernußdorf beschäftigt und so war ich, Watson, ganz alleine mit
diesem Problem. Ob den Fisch einer, der dann doch lieber Schweinsbraten
wollte, weggeworfen hat? Kaum. Wer fährt schon auf einer Straße, die
nach wenigen hundert Metern beim Nachbarbauern endet, steigt aus und
geht 50 m den Hang runter, um dort einen Fisch wegzuschmeißen? Ja, gut,
dachte ich, es könnte sich vielleicht um ein magisches, gar satanisches
Ritual handeln, aber so ganz überzeugte mich diese Theorie nicht. Die
ortsansässige Bevölkerung hat es nicht so wild mit Schwarzer Magie, das
würde ihnen auch der Pfarrer verbieten.
Die
nächstliegende Theorie, es sei der Fisch in wilder, kopfloser (!) Flucht
vor einem Otter aus dem Teich gesprungen, um dann hier zu verenden,
verwarf ich nach kurzem Nachdenken ebenfalls, denn Otter gibt's hier
nicht.
Was bleibt? Es bleibt die Überlegung,
daß wegen Regen und Schneeschmelze die Bäche über die Ufer getreten
sind und auf den Wiesen kleine Teiche gebildet haben. Nach Ende des
Hochwassers bleiben erfahrungsgemäß immer etliche Fische auf den Wiesen
zurück, die nicht rechtzeitig kapiert haben, daß der Spontan-Teich
witterungsbedingt wieder geschlossen wird. Hunde, Katzen, Füchse oder
Raubvögel haben dann leichtes Spiel und Nahrung im Überfluß. Möglich,
daß eines dieser Tiere sich den Fisch gegriffen hat und nach Verzehr des
Kopfes wegen Übersättigung keine Lust mehr auf Fisch hatte.
Aber vielleicht hat ja Sherlock Holmes,
wenn er aus Niedernußdorf zurück ist, eine bessere Idee und räuchert
dann das Satanisten-Nest in Aldersbach aus.