DAS HOHE LIED VOM BRAVEN
FRANZ
ER
.....welcher
kommen wird über uns
Nachts auf
der Straße ausgeraubt zu werden, ist ein Mißgeschick, das
jedem von uns passieren könnte. Auch ein Straßenraub, - der
nachts um ½ 3 Uhr in der Nähe des New Yorker Central Parks
von Nutten begangen wird, sähe so manche von uns noch als
potentielle Opfer. Vorausgesetzt natürlich, wir könnten uns
geldbeutelmäßig zu einer solchen Reise aufraffen,
würden uns dort - zu später Stunde noch aktiv - zu einer
dirnösen Kontaktaufnahme entschließen; und wären -
diese Voraussetzung vor allem - tollkühn genug, mitten im Herzen
der Haupt-Stadt unserer Freien Welt nachts noch auf die Straße zu
gehen.
1. Abenteuer:
Wie Franz einmal einen
Freibrief für Verbrechen ausstellte
Unser Held - und hier
enden alle Parallelen zwischen uns halbwegs gesetzestreuen
Normalbürgern und ihm - unser Held also entzog sich seiner
Pflicht, an der Aufklärung und Bestrafung eines Verbrechens
mitzuwirken.
Weigerte sich, an der
Gerichtsverhandlung als Zeuge aufzutreten und zwang so die
Behörden, das Verfahren unverrichteter Dinge einzustellen. Klar,
daß der Richter sauer war:
"Richter Lane
bezeichnete es als eine Ironie, daß in der Zeit der ständig
zunehmenden Straßenkriminalität der Hauptzeuge eines
Verbrechens, nämlich das Opfer selbst, nicht vor Gericht
erscheinen wolle. Wenn jedermann diesem Beispiel folgen würde,
wäre dies gleichbedeutend mit der Ausstellung eines Freibriefes
zum Begehen von Verbrechen! Seine Entscheidung ist unglücklich,
denn abgesehen von der Negierung der ausgezeichneten Arbeit der
Strafverfolgungsbehörden ist es ein sehr schlechtes Beispiel
für den gewöhnlichen Bürger." (SZ vom 20. 1. 1972)
2. Abenteuer:
Wie aus Franz ein Franz
Josef und aus diesem dann ein Dr. Franz Josef wurde
Der Mensch, von dem hier
die Rede ist, hat einen Ruf als einer der härtesten und
entschiedensten Law-and-Order-Männer, die diesen von uns bewohnten
Landstrich unsicher machen. Im Taufverzeichnis des Standesamtes, beim
polizeilichen Melderegister und im "Handbuch des Deutschen Bundestags"
von 1949 ist er als "Franz Strauß, geb. am 6. 12. 1915 in
München" aktenkundig. Allseits bekannt - aus Film, Funk und
Fernsehen - ist er aber unter seinem Künstlernamen "Dr. Franz
Josef Strauß". Die Buchstaben "D" und "r" mitsamt dem
abschließenden Punkt hat der gelernte Lateinlehrer auf dem
Zweiten Bildungsweg sich erworben, durch ein Studium der
Volkswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck - allwelch
exotischer Studienort selbst einen niederbayerischen
CSU-Kreisvorsitzenden bei Kaffee und Kuchen grinsend von einem "Dr.
Inns." sprechen ließ. Den zweiten Vornamen "Josef" hat er sich
irgendwann im Laufe seiner Karriere einfach zugelegt - vermutlich des
Wohlklangs wegen.
3. Abenteuer:
Wie die Börse
einmal fieberte vor Sehnsucht nach Franz
Er hat eine
Vergangenheit, die ausreichen würde, so nach und nach einer ganzen
FDP-Landtagsfraktion politisch den Hals zu brechen. Nicht nur,
daß er diese Vergangenheit schadlos überstanden hat und
heute immerhin Ober-Bayer ist - er, so ist zu befürchten, hat auch
noch eine Zukunft vor sich. Und während man in den Kellern, wo die
roten Ratten hausen, schon mal angefangen hatte mit der
Angstschweißproduktion - im Wahlherbste des Herrn
eintausendneunhundertundachtzig -, hatte die Börse längst auf
den frischgekürten Kanzlerkandidaten reagiert: mit einer
"Strauß-Hausse" auf dem deutschen Aktienmarkt, kaum daß die
Nachricht von seiner Nominierung die Runde gemacht hatte. In
fiebrig-freudiger Erwartung sehnte man den Tag herbei, da ein Kanzler
Strauß sich evtl. anschicken würde, den Couponschneidern die
Rendite zu sichern, besser zu sichern noch, als man dies vom Kanzler
Schmidt eh gewohnt gewesen war. In diesen Kreisen weiß man nur zu
genau, was man an ihm hat, dem Franz. Oberhalb der jährlichen
hunderttausend De-Emm herrscht ein Klassenbewußtsein, von dem die
Arbeiterbewegung in Restdeutschland nur träumen kann.
4. Abenteuer:
Wie der große
Franz noch ein kleines Würstchen war im Großen Verein
Mit seinen nunmehr 67
Jahren ist Strauß alt genug für eine 1000jährige
Vergangenheit. Frappierend dabei ist allerdings, daß jemand mit
solcher Nazi-Vergangenheit in dieser Republik derart hoch steigen kann,
wie es Franz Strauß getan hat.
Globke hatte als
Rechtsgelehrter die Nürnberger Rassengesetze NS-konform
kommentiert und ist dann bei Adenauer bloß Staatssekretär im
Kanzleramt geworden. Kiesinger war immerhin in der reichsdeutschen
Ministerialbürokratie loyal tätig, ehe er es dann zum
Ministerpräsidenten und Bundeskanzler gebracht hatte. Filbinger
gar mußte als Militärrichter mit Blut auf dem Latz wirken um
später Ministerpräsident werden zu können. Und auch
Carstens konnte als Befähigungsnachweis für das
Bundespräsidentenamt neben seiner Mitgliedschaft im Großen
Verein auf treue Dienste in der großdeutschen
Ministerialbürokratie verweisen. Dagegen Franz:
1937 dem Nationalsozialistischen
Deutschen Studentenbund (NSDStB) beigetreten (einer Untergliederung der
marxistisch-bolschewistischen Weltverschwörung, wie uns dem
Strauß sein Stoiber und dem Stoiber sein Sauter schon mal
weiszumachen versucht hatten); im selben Jahr auch Eintritt in das
Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK), woselbst er beim Sturm
23/M 6 in München "weltanschaulicher Referent" wurde. Damit ist
seine NS-Vergangenheit auch schon vollständig aufgezählt.
Weit ist es gekommen mit dieser Republik, wenn jetzt schon kleine
Mitläufer beim großen Holocaust-Spiel nach dem wichtigsten
Staatsamt greifen dürfen. Der NSDAP-Präsident
müßte sich eines simplen NSKK-Kanzlers an seiner Seite ewig
schämen.
5. Abenteuer:
Wie Franz einmal ein
Atom-Ei legte
Nachdem dann vorerst
Schluß war mit dem Nazi-Spielen und Völkermorden wurde Franz
Strauß Landrat von Schongau; auch Gründungsmitglied der
Christlich-Sozialen Union, seit 1949 ihr Generalsekretär. Als dem
Widerstand von KPD und CSU zum Trotz (beide hatten im Parlamentarischen
Rat gegen das Grundgesetz gestimmt) die Verfassung in Kraft getreten
war, zog Franz Strauß als Abgeordneter in den 1. Deutschen
Bundestag ein. Seit überhaupt Strauß-Biographien geschrieben
werden, hat es sich eingebürgert - und durchaus als sinnvoll
erwiesen - das Leben des zu beschreibenden Helden einzuteilen in
Affären. Wie die Jahresringe von Bäumen markieren sie
natürliche Einschnitte in den Fluß der Zeit. Wobei die
Zählung gemeinhin beginnt mit der HS 30‑Affäre (die
jeweils letzte aufgeführte Affäre hängt natürlich
ab vom Erscheinungsjahr des Buches). Wenig - oder gar keine
Erwähnung findet deshalb Straußens Amtszeit als
"Bundesminister für Atomfragen" von 1955 - 1956 (nachdem er zuvor
bereits Bundesminister "ohne Geschäftsbereich", dann einer
"für besondere Aufgaben" gewesen war). Dieser Strauß'schen
Amtszeit verdanken wir die Einführung der friedlichen
Kernenergienutzung in der Bundesrepublik. Eine Errungenschaft, die erst
viel später im Bewußtsein der Öffentlichkeit zum
Ärgernis wurde. Obwohl der Startschuß in's Atomzeitalter
möglicherweise die folgenschwerste Tat von Franz gewesen ist (bis
jetzt jedenfalls), können wir ihm gerade diese Hinterlassenschaft
subjektiv am wenigsten vorwerfen: Atomkraftwerke wollte 1955 jeder.
6. Abenteuer:
Wie Franz einmal sehr
nett war zu einigen Bayernparteilern - und zu anderen ganz böse
Die Frage allerdings, ob
dieses Atom-Ei nun als seine erste Affäre zu zählen ist oder
nicht, erübrigt sich ohnehin, da Franz bereits 1950 als
Skandal-Onkel debütierte; als er nämlich in die sogenannte
"Hauptstadt-Affäre" verwickelt war. Es ging darum, daß eine
Reihe von Abgeordneten der Bayernpartei, entgegen ihrem gerade
gefaßten Fraktionsbeschluß, für Bonn als der
provisorischen Hauptstadt der BRD gestimmt hatten, hierzu motiviert
durch Geldzuwendungen von Seiten der CSU. Zwar konnte die Affäre -
wie so viele politischen Affären - nie restlos aufgeklärt
werden. Fest steht aber, daß die Bayernpartei-Abgeordneten
Geldgeschenke von der CSU erhalten hatten - kleine Aufmerksamkeiten im
Bereich zwischen 10.000 und 20.000 DM pro Nase. Die Verhandlungen
mit den zu Beschenkenden führte der nachmals selbst so reichlich
beschenkte Franz Strauß, CSU-Generalsekretär damals noch.
Verdienste um seine
Partei hatte sich Strauß auch erworben, als es ihm gelungen war,
die rivalisierende, weil aus dem gleichen Wählerpotential
schöpfende Bayernpartei bis zur Bedeutungslosigkeit zu
zerschlagen. Ihre führenden Funktionäre integrierte er
entweder voll in die CSU oder - so sie sich widerborstig zeigten - er
ruinierte sie politisch und sogar in ihrer bürgerlichen Existenz -
geschehen mit den Opfern der sogenannten "Spielbanken-Affäre".
7. Abenteuer:
Wie Franz
schließlich rausfand, daß Nehmen doch habseliger ist als
Geben und auch danach handelte
Ein Anfang war also
gemacht mit Affären und Strauß fand Gefallen an seinem neuen
Hobby.
Kaum war er 1956
Verteidigungsminister geworden, bestellte er riesige Mengen
Schützenpanzer bei der Schweizer Firma HISPANO SUIZA. Bei einem
Laden, der allerlei Tötezeug und Kriegsgerät schon gebaut
hatte bis dahin, nur eben keine Schützenpanzer. Das eben bestellte
Modell HS 30 schon gar nicht; nicht mal als Prototyp. Der
Verdacht, daß hier Freunde sehr lieb zueinander gewesen waren und
sich gegenseitig reich beschenkt hatten, wurde schon bald laut, konnte
aber - das alte Lied - nie ganz geklärt werden. Geklärt
werden konnte allerdings, dies mit jeder wünschenswerten
Deutlichkeit, daß die dann gelieferten Panzer im Gesamtwert
(besser: zum Gesamtpreis.) von 2,5 Milliarden DM
(zweitausendfünfhundertmillionen Deutsche Mark) einen Dreck
taugten. Und 2,5 Milliarden DM waren damals noch ein Geld.
Zwei Jahre darauf
bestellte er den Starfighter. Diesmal - ein Fortschritt, immerhin - bei
einer Firma, die zuvor schon mal Flugzeuge gebaut hatte, bei Lockheed.
Der Starfighter speziell allerdings wurde von Lockheed noch gar nicht
produziert, war, in der von der BRD gewünschten Form, auch 1964
noch nicht einsatzreif. Und als dann schließlich seinen Dienst
tat, der Starfighter, hielt er genau das, was man zum Zeitpunkt seiner
Beschaffung schon von ihm erwarten durfte: er erwies sich als ein
rechts Glump, bis heute noch und allen Verbesserungen zum Trotz. 200
abgestürzte Maschinen bis jetzt, 100 tote Piloten und das kleine
Wunder, daß bis jetzt noch keines dieser Dinger auf eine Stadt
geplumpst ist.
8. Abenteuer:
Wie Franz einmal dem
Evangelist Johannes eine Empfehlungsepistel schrieb
Und abermals 2 Jahre
später war Strauß wiederum nett zu seinen Freunden, gab
ihnen - als Minister - ein Empfehlungsschreiben mit auf den Weg. Seine
Freunde waren diesmal der Passauer Verleger Dr. Johann Evangelist
Kapfinger und hinter diesem ein
"phosphoreszierender Kometenschweif
höchst zweifelhafter Existenzen" (so der CDU-Abgeordnete
und ehemalige Bundesanwalt Max Güde im Bundestag).
Unterkünfte für die amerikanischen Streitkräfte in
Deutschland wollten sie bauen, Kapfinger und seine Freunde, und
gründeten zu diesem Zweck die "Finanzbau Aktiengesellschaft"
(FIBAG). Strauß, ein guter Freund zu jeder Zeit, empfahl sie
weiter an seinen amerikanischen Kollegen. Eine Hand wusch solcherart
die andere; das ist aktenkundig. Ungeklärt aber ist, ob auch die
andere Hand der einen ihren Liebesdienst vergolten hat - durch
Waschung, Salbung, Schmierung ihrerseits.
9. Abenteuer:
Wie Franz einmal ganz
entspannt war in spannungsreicher Zeit
Als die Gefahr eines
direkten bewaffneten Konfliktes zwischen den Supermächten so
groß war wie nie zuvor und seither nicht wieder, war Strauß
immer noch Verteidigungsminister. Und als in der Nacht vom 24. auf den
25. Oktober 1962 die Krise ihren Höhepunkt erreichte, als
sowjetische Frachter mit Raketen für Kuba an Bord geradewegs auf
den Blockadering der Amerikaner zufuhren - war Strauß auf einem
Empfang in Schloß Brühl, allwo er Alkohol in jeglicher
Gestalt und fast beliebiger Menge inhalierte. Bayerische Folklore halt
in ihrer feuchtesten Form. Zunächst bloß angetrunken,
pöbelte er recht grob - und also wiederum
weißblau-folklorisch - die anwesenden sozialdemokratischen
Parlamentarier an, wünschte gar den späteren Justizminister
Jahn an den Galgen. In den frühen Morgenstunden dieser Krisennacht
fand man dann den Befehlshaber der Bundeswehr in einem Gebüsch des
Schloßgartens - stockbesoffen und "in einem erbärmlichen
Zustand". Nun mag man sagen: Was soll's? Was könnte uns denn
Besseres passieren, als daß Strauß in der Stunde der
Entscheidung besoffen im Busch liegt? Besser dort, jedenfalls, als auf
seinem Amtssessel. Da ist was dran, doch. So gesehen ist die
"Kuba-Krisen-Suff-Affäre" gar keine Affäre gewesen, sondern
eine Chance.
10. Abenteuer:
Wie Franz einmal eine
Grube aushob und schließlich selbst reinfiel
SPIEGEL und Strauß
hatten sich noch nie gemocht. Es war der SPIEGEL, der die
FIBAG-Affäre enthüllt hatte; es war der SPIEGEL, der den
Skandal um "Onkel Aloys" Brandenstein aufgedeckt hatte (eine
Strauß'sche Klein-Affäre, auf die aus Platzmangel nicht
näher eingegangen wird. Ebensowenig wie auf die Fälle des
Oberstleutnants Barth, des Polizeihauptwachmeisters Hahlbohm - beides
Strauß-Geschädigte - und des Rechtsanwaltes und
Julius-Streicher-Freundes Dr. Peter Deeg - ganz entschieden ein
Strauß-Begünstigter. "Klein" waren diese Affären
natürlich nur im Vergleich; jede von ihnen hätte ausgereicht,
einen Durchschnittspolitiker um Amt und Würden zu bringen).
Im Oktober 1962 nun
erschien der SPIEGEL mit einem Artikel über die Bundeswehr, in
welchem schwerwiegende Mängel in der konventionellen
Ausrüstung der Bundeswehr aufgedeckt wurden. Die Behauptung,
daß die Bundeswehr ein nur bedingt abwehrbereiter Sauhaufen sei,
wurde nicht als polemischer Angriff gegen den verantwortlichen
Verteidigungsminister aufgefaßt, sondern - die Behauptungen
trafen also zu - als Landesverrat.
Als "Abgrund von
Landesverrat" gar, wie Adenauer damals raunte. Augstein wurde
verhaftet, die Redaktions- und Wohnräume durchsucht, der Redakteur
Conrad Ahlers auf Veranlassung von Strauß in Spanien verhaftet.
Eine Maßnahme, die einzuleiten Strauß keinerlei Befugnis
hatte. Dies und die Tatsache, daß er in Sachen SPIEGEL
Affäre wenig später den Bundestag kräftig angelogen
hatte, hat ihn erstmal zu Fall gebracht, für paar Jahre
wenigstens. Es waren die FDP-Minister im Kabinett Adenauer gewesen, die
den längst untragbar gewordenen Kollegen nicht mehr tragen wollten
und auch die CSU/CDU-Fraktion zwangen, Strauß zum Rücktritt
zu drängen.
11. Abenteuer:
Wie Franz von einem
rosaroten Prinzen aus dem Schneewittchen-Schlaf geküßt ward
Als er schließlich
- nach vielen Tusch- und Tünch-Arbeiten - doch noch gestolpert
war, zurücktreten mußte ob der leidigen SPIEGEL-Affäre;
als er die Decke mildtätigen Schweigens über sich zog und in
der Versenkung verschwand - da glaubten ihn viele Beobachter
verschwunden auf ewig. So manche tränken hoffnungsfroh einen
Erleichterungsschluck auf seinen politischen Tod. Andere wieder, viele
andere, sahen einen großen Mann gemeuchelt, wo doch in
Wirklichkeit nur der Staatsschauspieler Franz Strauß die Rolle
der verfolgten Unschuld gab.
Vier Jahre hat er dann
sein Geschick getragen und wollt' es nicht tragen mehr, wo immer die
Welt am schönsten war, da war sie ihm öd und leer. Aber zur
heimlichen, unheimlichen Freude der Reaktion hat Gott die
Sozialdemokratie erschaffen; welche gottgefällige Einrichtung auch
im Falle dieses tiefbetrübten Reaktionärs seine trost- und
segensreiche Tätigkeit entfaltete. Vier Jahre nach dem lang- und
wohlverdienten Sturz des Verteidigungsministers Strauß gab es
wieder einen Finanzminister Strauß. Diesmal in einem Kabinett der
Großen Koalition, neben einem Außenminister Brandt und
Minister für Innerdeutsche Fragen Wehner.
Franz war wieder wer.
Und ist es geblieben bis
auf den heutigen Tag. Drei Jährlein im Lotterbett der Großen
Koalition hatten genügt, den Selbstbefleckten wieder ehrbar zu
waschen.
12. Abenteuer:
Wie Franz alte
Gewohnheiten aufgeben mußte und zu neuen fand
Affären im alten
Stil waren aber nicht mehr drin; und dies weniger einer etwaigen
moralischen Läuterung unseres Helden wegen. Die Verhältnisse
vielmehr verhinderten ihn, auf die altbewährte - nie völlig
bewiesene und befriedigend aufgeklärte Weise privaten Honig zu
saugen aus öffentlichem Ämtern. In den drei Jahren der
Großen Koalition saßen ihm nämlich die
Sozialdemokraten denn doch sehr dicht auf der Pelle; zu dicht, ein
Husarenstückchen - mit stechen ,und gestochen werden - zu wagen,
wie einst im Mai. Später dann, die letzte Dekade, hat dieser Staat
kein Amt mehr freigehabt für den rastlosen Franz. Und wenn es bei
den gewohnten Fristen zwischen Tat und Enthüllung bleibt, dann ist
erst in - sagen wir mal einem oder zwei Jahren - wieder mit neuen
Amtsaffären des nunmehr Ministerpräsidenten Strauß zu
rechnen.
Die
Nach-SPIEGEL-Affären-Zeit des Dr. Franz Josef Strauß ist
demnach - dem Meister sind die Hände gebunden - vornehmlich
gekennzeichnet durch verbale und politische Entgleisungen. Die aber
dann reichlich.
13. Abenteuer:
Wie Franz einmal mit
seinen Verbindungen zur Unterwelt protzte
Zimperlich behandelt war
die SPD von Herrn Strauß noch nie worden; auch dann nicht, als
der weltenferne Abstand der SPD von jeglicher Regierungsmacht
eigentlich eine gelassenere Haltung nahegelegt hätte. Als nun,
noch zu Zeiten der Großen Koalition, eine kommende
Regierungskoalition SPD/FDP in greifbare Nähe gerückt war. da
raunte Strauß von "Plänen, um eine Räterepublik
West-Berlin zu schaffen". SPD und APO scheint's in gemeinsamer Arglist.
Die Warnungen des
oberbayerischen Rufers und Mahners wurden beschwörender, als sie
dann da war, die rote Gefahr. (Wär's nicht gar so zum
Zähneknirschen, man müßte lachen: eine Menge Menschen
glaubte damals tatsächlich - manche fürchteten es und viele
hofften es - die SPD würde einigem in diesem Lande zum Besseren
wenden.) 1970 warf er der SPD vor, sie betrachte eine
Regierungsübernahme nicht als das normale Wechselspiel der
Demokratie, sondern wolle die Macht auf Dauer haben. Der das sagt,
schäumt in derselben Rede (auf dem Politischen Aschermittwoch in
Vilshofen) vor ungezügelter Wut über die eben stattgefundene
"Regierungsübernahme" der SPD, akzeptiert also selbst gerade
dieses "normale Wechselspiel der Demokratie" nicht.
Im November 1970 meint
er in einem Interview des "Münchner Merkur":
"Glauben Sie mir, wenn
diese Regierung stirbt, gibt es einen Aufstand der Unterwelt". Wenn
einer über die derzeitige Stimmung in der Unterwelt Bescheid
weiß, dann bin ich es, will Strauß wohl mit diesem Satz
signalisieren. Wollen's ihm gerne glauben, dies.
14. Abenteuer:
Wie Franz Visionen vom
Umsturz hat - angstvolle
Im September 1971 gibt
er der BILD-Zeitung ein Interview. "Bei der heutigen
Regierungskoalition handelt es sich nicht um eine normale
Wachablösung, sondern um einen Wandel ja um den Beginn eines
Umsturzes."
Und in einem
CSU-Rundschreiben vom Sommer 1972 schreibt er "Wir können davon
ausgehen, daß die nächste Bundestagswahl im November dieses
Jahres stattfinden wird. Wir können ebenfalls davon ausgehen,
daß - sollte die Union dieses Mal nicht an die Regierung kommen -
wir die letzt freie Wahl für lange Zeit hatten
PROJEKTION, weiß der
psychoanalytisch Belesene, ist jener Vorgang, bei dem eigene Fehler
oder Wünsche einem anderen Menschen zugeschrieben werden. Die
Projektion ist dabei ein Ausdruck bestehender eigener Schuld- oder
Schamgefühle, die unbewußt bleiben und abgewehrt werden
müssen.
Diese
Begriffserklärung macht deutlich, daß es sich bei den
Strauß'schen Unterstellungen, die SPD plane den Umsturz, wolle
die Demokratie abschaffen, mitnichten um eine Projektion handelt. Weder
sind die Träume des Franz Strauß vom großen Umsturz
diesem unbewußt, noch gar von irgendwelchen Schuld- oder
Schamgefühlen begleitet. Vorhanden allerdings, vorhanden sind
diese Putschträume durchaus.
15. Abenteuer:
Wie Franz den
Badewannen-Tango sang - Südamerikanische Folklore
In Vilshofen
nämlich und abermals am Aschermittwoch, diesmal 1971, meint
Strauß: "Je länger das sozialliberale Regime (!) Bestand
hat, desto mehr wächst die Gefahr, daß auch eine
Wachablösung auf normalem, einwandfrei demokratischem Weg, schon
durch die Aufhetzung von gewisser Seite her, zu einem schwierigen
Problem, wenn nicht überhaupt zur Unmöglichkeit gemacht
werden soll."
Auf den ersten Blick
scheint dies bloß, zum wiederholten Male, die bekannte
Unterstellung zu sein, die SPD wolle ihrerseits, wenn's soweit
käme, einer Ablösung durch den Stimmzettel mit Gewalt sich
widersetzen. Dies. wie gesagt, mag so scheinen. wäre da nicht der
Halbsatz: "...schon durch die Aufhetzung von gewisser Seite her ",in dem eben Straußens
Befürchtung steckt, durch den Stimmzettel und nur durch den
Stimmzettel sei diese SPD wohl nicht mehr von der Macht zu trennen. Wie
aber sonst? Durch ein Vollbad? Zum Beispiel.
Denn: "Die Demokratie
muß gelegentlich in Blut gebadet werden", meinte einst Franzens
Freund, der General Augusto Pinochet Ugarte aus Chile.
16. Abenteuer:
Wie aus Franz
Strauß ein Prof. h. c. Dr. h. c. (Santiago de Chile) Franz
Strauß wurde
Nachdem so mancher
andere Freund des Franz inzwischen verschieden ist - wie z. 8.
Generalissimus Francisco Franco Bahamonde aus Spanien oder
Präsident Antonio Salazar de Oliveira aus Portugal - oder
zumindest politisch bedeutungslos geworden ist - wie z. B. Oberst
Georgios Papadopoulos aus Griechenland oder Dr. h. c. (Prag) Dr. h. c.
(Warschau) Schah Mohammed Reza Pahlevi aus Persien - wird die
Freundschaft mit dem chilenischen General umso kostbarer.
Freundschaften wie diese muß man pflegen.
Strauß pflegte und
beehrte vom 18. - 22. November 1977 General Pinochet mit seinem Besuch.
Er nahm sehr guten Eindruck mit von diesem Land. Ihn beeindruckte der
"innere Friede" und die "politische Stabilität" Chiles. Sehr
positiv vermerkte er das Bemühen der Militärjunta, Chile zu
einer dauerhaften und soliden Demokratie hinzuführen. Die Freiheit
hingegen fand er bereits vor. Vor Chilenen deutscher Abstammung sagte
er: "Sorgen Sie dafür, daß die Freiheit in Ihrem Lande erhalten
bleibt."
"Strauß bewertete
das Regime in Chile insgesamt als 'autoritär aber nicht als
totalitär'. Die Chilenen seien von der politischen Willensbildung
ausgeschlossen, außerhalb des politischen Bereiches hätten
sie jedoch alle bürgerlichen Freiheiten. Jeder Chilene könne
Pinochet kritisieren oder auch als Trottel beschimpfen. ohne daß
dies aufgegriffen und gegen ihn verwandt werde. Insbesondere hob er
hervor, daß die rechtsstaatliche Ordnung ungeschmälert
funktioniere." (FAZ, 25. 11. 1977?. Verständlich, daß man
soviel rechtspolitische Einsicht honorieren wollte - indem man Franz
Strauß die Würde eines Ehrendoktors der Rechte und des
Ehrenprofessors für chilenisches Recht verlieh.
17. Abenteuer:
Wie Franz perverse
Spiele spielt, ein bißchen
Auch der rührigste
Bademeister der Demokratie braucht Gehilfen; Strauß hat seine
CSU. Was ist die CSU? Sie ist "eine Partei, die dem Morgen verschrieben
ist, und eine Partei, die eine Sammlungsbewegung zur Rettung des
Vaterlandes ist." (Strauß auf dem CSU-Parteitag 1970 in
Nürnberg.) Eine Partei, die manchmal auch widerspenstig ist und
den Meister zürnen macht: "Ich habe die ewigen Abstimmungen vor
jeder Entscheidung satt... Die Partei muß wie ein Mann hinter mir
stehen." (Im Juni 1975). Eine Partei, die aber wiederum auch gelehrig
ist. wenn man sie schilt: "Sag uns auch weiterhin, wie es geht, damit
wir es tun, jetzt und für alle Zeit." Mit welchen Worten (auf dem
Parteitag im September 1975) der damalige Ministerpräsident
Goppel, stellvertretend für die ganze Partei, dem gestrengen Herrn
demütig die Stiefel leckte. Es ist zwar schon ein bißchen
eklig-klebrig, was manche Perverse in aller Öffentlichkeit
treiben, aber, bitteschön, solange ihre Sado-Maso-Spiele auf
freiwilliger Vereinbarung beruhen...
18. Abenteuer:
Wie auch Heubl dem
Herkules huldigt
Auf demselben Parteitag,
im 75er Jahr, der 60. Geburtstag des strengen Meisters stand vor der
Tür, steigerte ein gewisser Franz Heubl die erotischen
Unterwerfungsrituale der CSU bis hin zur koprophilen Ekstase: "Wir
feiern die Stärke Deiner Persönlichkeit, ihre
Unwiederholbarkeit, Einmaligkeit, Besonderheit - einen Mann, auf den
die Politiker in der Welt schauen, wenn sie auf die CSU schauen; denn
alles wird von Dir bestimmt in der CSU, die Du bist, Du bist ein
Urtalent der Politik, ein Herkules der Geschichte." ("Koprophil"
heißt: "geil auf Scheiße" und ist hier
-- natürlich, versteht sich, arschklar - so metaphorisch gemeint,
wie die Sado-Maso-Spiele von eben, Herr Staatsanwalt!)
Über diesen Heubl
war ein Dossier geführt worden - in der Zeit vor diesem
Erguß - welches dann bei Gelegenheit in die Öffentlichkeit
lanciert worden war. Gedemütigt bis auf die Knochen - wie vor ihm
schon Barzel und mit ihm und nach ihm Kohl - gab Heubl auf dem
Parteitag nach dieser Demütigung durch Strauß die zitierte
Ergebenheitsadresse für Strauß ab.
Aber, wie gesagt,
solange die Kerle freiwillig den Fußschweiß des Franz
Strauß zutzeln und niemand sonst zu gleichem Tun zwingen wollen...
19. Abenteuer:
Was Franz zu roten
Ratten rät
Als deutscher Staatsmann
liebt unser Held natürlich auch Tiere; Schäferhunde etwa,
aber auch Rautenlöwen und Schwarzrotsenfadler. Nur mit den Ratten,
den roten vor allem, hat er's nicht so besonders. "Jetzt kommen sie
wieder, die roten Systemveränderer, wie die Ratten aus allen
Löchern heraus." Ist aber nicht wehrlos gegen dies Ungeziefer, der
anständige Deutsche: "Was wir hier in diesem Land brauchen, ist
der mutige Bürger, der die roten Ratten dorthin jagt, wo sie
hingehören - in ihre Löcher."
Raus aus'm Loch, rein
in's Loch. Gelangweilte Psychoanalytiker hätten ihre Kurzweil mit
dieses Manne Franz.
20. Abenteuer:
Wie Franz einmal aus dem
Nähkästchen plauderte
Seit Tendenzen sichtbar
sind, es könnte eines Tages das Machtmonopol der drei
Bundestagsparteien angeknabbert werden, gibt es den Begriff der
"Gemeinsamkeit der Demokraten". Erfunden hat ihn die Union; und
Gewitztere im Lager der Sozialdemokraten argwöhnten schon
längst, das Wort sei geschaffen, die SPD von ihrem linken Umfeld
abzutrennen, allweil die CSU/CDU umso ungestörter die NPD sich
einverleiben könnte. (Was beides - notabene - mittlerweile
geschehen ist.)
Was sagt Strauß
hierzu? Er sagt: "Und jetzt hier in demokratischer Gemeinsamkeit zu
sagen, wir Demokraten in SPD/FDP und CDU/CSU, wir halten also jetzt nun
zusammen in dieser Situation, hier müssen wir den Rechtsstaat
retten - das ist alles blödes Zeug! Wir müssen sagen, die SPD
und FDP überlassen diesen Staat kriminellen und politischen
Gangstern. Und zwischen kriminellen und politischen Gangstern ist nicht
der geringste Unterschied, sie sind alle miteinander Verbrecher. Und
wir kommen und räumen so auf, daß bis zum Rest dieses
Jahrhunderts von diesen Banditen keiner es mehr wagt, in Deutschland
das Maul aufzumachen. Selbst wenn wir es nicht ganz halten können.
Aber den Eindruck müssen wir verkörpern." Er sagte dies in
Sonthofen, vor den CSU-Bundestagsabgeordneten. Und meinte weiter: "Da
können wir nicht genug an allgemeiner Konfrontierung schaffen...
Stichworte: wir kämpfen für die Freiheit, gegen den
Sozialismus, für die Person und das Individuum, gegen das
Kollektiv, für ein geeinigtes Westeuropa, gegen eine sowjetische
Hegemonie über ganz Europa. Da muß man die anderen immer
identifizieren damit, daß sie den Sozialismus und die Unfreiheit
repräsentieren. daß sie das Kollektiv und die
Funktionärsherrschaft repräsentieren und daß ihre
Politik auf die Hegemonie der Sowjetunion über Westeuropa
hinausläuft." Und wem eine hochverräterische
Verschwörung der Bundesregierung zugunsten der Sowjetunion immer
noch nicht reicht, dem bietet er weiteres an. "... Ich möchte
wissen, wieviele Sympathisanten der Baader-Meinhof-Verbrecher in der
SPD- und FDP-Fraktion in Bonn drinsitzen. Es ist ein ganzer Haufen."
Bekannt wurde diese
vertrauliche Rede durch eine Indiskretion. Verwundern konnte sie
niemanden, der Strauß kennt. "Der CSU-Vorsitzende Franz Josef
Strauß hat am Montag in München im Anschluß an eine
Vorstandssitzung auf einer Pressekonferenz die Veröffentlichungen
über seine Klausurrede in Sonthofen, die in den letzten Tagen
großes Aufsehen ausgelöst hat, als 'alten Hut' bezeichnet.
Er habe sich öffentlich schon wiederholt ähnlich
geäußert, sagte Strauß (SZ, 11. 3. 1975). Die Mär
von der Gemeinsamkeit der Demokraten aber konnte auch diese Rede nicht
aus den Hirnen wohlmeinender Sozialdemokraten treiben. Verwundern kann
auch das niemanden, der die wohlmeinenden Sozialdemokraten kennt.
21. Abenteuer:
Wie Franz die Bamberger
Beischlaf-Affäre brovoziert
Olle Kamellen zum
Schluß.
Gut 12 Jahre sind es
mittlerweile her, daß es - während des Wahlkampfes 1969 - in
Bamberg zu einer APO-Demonstration vor dem Rathaus kam. Grausige Dinge
geschahen dort, so grausig, daß Strauß ein Telegramm
schickte an den Ministerpräsidenten Goppel: "Lenke Ihre
Aufmerksamkeit auf die Vorgänge im Bamberger Raum... Diese
Personen... benehmen sich wie die Tiere, auf die die Anwendung der
für Menschen gemachten Gesetze nicht möglich ist..."
Der Deutsche Richterbund
schrieb hierzu in einer Presseerklärung "Das Vokabular erinnert an
Nazi-Zeiten. Auch Rechtsbrecher sind Menschen. Die Störung der
öffentlichen Ordnung durch Gewalttaten erfordert
gesetzmäßige Schutzmaßnahmen, aber die Ordnung ist -
wie Bundespräsident Heinemann jüngst in Berlin sagte - kein
Selbstzweck." Strauß hierauf, und von einer unbedachten
Äußerung in momentaner Erregung kann längst keine Rede
mehr sein, in einem Fernschreiben: "Hierzu bemerke ich, daß
Mitglieder der Gruppe, die sich gern außerparlamentarische
Opposition nennt... Verhaltensweisen zeigen, die sonst für
Geisteskranke bezeichnend sind... Ich habe aber nicht verlangt,
daß Leute, die sich wie Tiere benehmen, auch wie Tiere behandelt
werden sollen. Ich habe lediglich festgestellt, daß die Anwendung
der für Menschen gemachten Gesetze nicht möglich sei, weil
diese Gesetze auch bei Rechtsbrechern noch mit Reaktionen rechnen, die
der menschlichen Kreatur eigentümlich sind.... Es ist daher schwer
verständlich, daß ausgerechnet der Deutsche Richterbund
derartig menschenunwürdiges Verhalten zu rechtfertigen versucht
und mich angreift, wenn ich mich bemühe, ein Mindestmaß an
Autorität gerade der Justiz zu erhalten."
Strauß
bekräftigt also seine Aussage, ja er verstärkt und
verschärft sie noch. (Von dem merkwürdigen Bilde, das unser
Held von Geisteskranken hat, wollen wir hier mal schweigen.) Und wieder
der Richterbund: "Ihre von uns kritisierte und auch in Ihrem
Fernschreiben wiederholte Auffassung, daß die von Ihnen genannten
Verhaltensweisen 'die Anwendung der für Menschen gemachten Gesetze
nicht möglich' macht, impliziert die Aufforderung zu einer
außergesetzlichen Verfolgung. Gegen die Auffassung, daß
bestimmte Gruppen unseres Volkes - und mögen sie sich auch
gesetzwidrig verhalten - rechtlos gestellt werden sollen, müssen
wir uns jedoch im Interesse der Rechtsstaatlichkeit wehren, dies zumal
nach den bitteren Erfahrungen, die im 'Dritten Reich' mit dem
Ausschluß bestimmter Gruppen der Bevölkerung vom Schutz der
Gesetze gemacht worden sind."
Und was war geschehen,
welch grausige Untat, daß es die Täter nach Straußens
Meinung außerhalb jeglicher Rechtsordnung stellte?
"Im Beisein von etwa
zweihundert Personen treibt ein APO-Mädchen innerhalb weniger
Minuten mit zwei Männern aus der Gruppe Geschlechtsverkehr",
weiß der "Bayernkurier" zu berichten und Strauß
erzählt von einem Geschlechtsverkehr, den, so Strauß, "wie
es nachweislich ist, eine Studentin mit kurzfristig wechselnden
Partnern vor der Öffentlichkeit, darunter Kindern von drei bis
sechs Jahren" vollzog und bißchen später spricht er sogar
von einem "Geschlechtsverkehr auf offener Straße".
Diese Schilderung des
Vorganges ist soweit richtig, im Prinzip.
-
Aber es geschah nicht "auf offener Straße",
sondern abends auf einer dunklen Wiese und konnte überhaupt nur
beobachtet werden, weil Polizisten mit Handscheinwerfern die Szene
ausleuchteten.
-
und es waren nicht "kurzfristig wechselnde Partner",
sondern nur ein Paar
-
und auch dies eine Paar trieb keinen
Geschl-ächz-verkehr, sondern küßte sich; und selbst
dieses nicht des Genusses wegen, sondern um die umstehenden und
sorgfältig die Szene ausleuchtenden Polizisten zu provozieren.
Plopp! Seifenblase putt.
Artikel aus.