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Lobkowicz philosophiert
Der Geschmack von Freiheit und Abenteuer
I. Freiheit statt/oder Rente!
Es ist schon ein merkwürdig Ding, daß niemand so
leidenschaftlich und rückhaltlos das Preislied des Lebensabenteuers zu singen
weiß als der deutsche Professor. Was schränken diese Vorsorge-, Fürsorge- und
Sicherungseinrichtungen des Sozialstaates auch unsere Freiheit und Tatkraft ein.
"Jede Erweiterung der Daseinsvorsorge,
die vom Staat angeboten wird, beraubt uns eines Stückes unserer Freiheit... Man
muß zwischen Freiheit und einem Leben ohne echtes Risiko wählen." Meint
Fürst Lobkowicz, auch er ein deutscher Professor,
Beamter, unkündbar auf Lebenszeit, mit Pensionsanspruch.
II. Nach uns die Sintflut!
Schon gar nicht, so äußerte der Fürst bei gleicher
Gelegenheit - auf dem 5 Katholischen Deutschen Akademikertag in München - dürfe
man die Sucht nach Sicherheit so weit treiben, daß man mehr als bloß ein paar
unverbindliche Gedanken an die Zukunft verschwendet. "Die Zukunft zu gestalten ist ein Programm
der Marxisten, nicht der Christen... Der Christ weiß genau, daß er danach
gefragt wird, wie er sein Leben hier und heute gelebt, nicht danach, in welcher
Weise er zur Gestaltung einer sogenannten Zukunft beigetragen hat." Also:
hinsetzen, zuschauen und warten, was kommt. Christus und die
Beamtenpensionskasse werden's schon richten, damit's nicht gar zu arg kommt. Und die Kinder von heute,
die in dieser so zufällig und beliebig entstandenen, planlos verwachsenen Welt
dann leben müssen? Ach, die! Sollen froh sein, die Fratzen, daß wohlmeinende
Christen, wie dieser Fürst Lobkowicz, sie vor der
Abtreibung bewahrt haben, seinerzeit.
III. Faschismus? Erst mal entspannen!
Wie er das Risiko, Abenteuer und den bewußten Verzicht auf
Planung feiert: geruhen Magnifizenz und Durchlaucht etwa ein Anarchist zu sein?
Liebt er die Freiheit. die echte, die wahre und haßt er den Zwang? Freilich
liebt er die Freiheit, ganz klar; obwohl sie ihm andererseits auch wieder
scheißegal ist: "Der Christ sollte auch
ein gelasseneres Verhältnis zu
Freiheitseinschränkungen und Zwängen haben, da er seine eigentliche Aufgabe, die
Nachfolge Christi, unter guten wie schlechten Gesetzen erfülle könne und
solle."
Also, oh Christ, nimm diesen Ratschlag auf den Weg:
Verteidige die Freiheit! Zum Beispiel gegen jeden Sozialisten oder
Sozialdemokraten, der kommt, sie zu vernichten durch eine Rente hier, eine
Krankenversicherung dort und eine Sozialhilfe überhaupt. Verteidige die
Freiheit! Das wohl; kommt aber mal ein - sagen wir: - Faschist daher und
sperrt dich ein, löst deine Gewerkschaft auf und erschlägt dir so manchen
Kollegen - das nimm gelassen hin, oh
Christ! Was kann an einer Gaskammer schon schlimmes sein, verglichen mit einer
aufgezwungenen Krankenversicherung? Was ist schon ein winzekleines Gefängnis gegen eine heimtückische Sozialrente?
(Das Leben in einem Fußballstadion, so berichtet es Herr Heck, ein anderer
Christ, soll sogar ganz angenehm sein, bei sonnigem Wetter).
Fürstenweisheit, Jahrtausende alt.
Professorengesabber, sowieso.
Nikolaus Lobkowicz halt.
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