Der Artikel stammt aus dem Jahre 1979, man glaubt es kaum, so aktuell liest er sich noch im Jahre 2010.
Türkische Ringermentalität...
...und
ehrlicher deutscher Sport
Rassistisches
in der Mittelbayerischen
Wenn - bloß mal angenommen - der FC Bayern München gegen
einen Schlumpfverein wie den ortsansässigen SSV Jahn verliert und eine Woche
später den HSV vom Platz fegt: was, glauben Sie, würde ein wackerer
Sportreporter - im Falle der Fall träte ein - dann schreiben?. "Seh'n Sie, das ist Sport!" könnte man vermutlich lesen, und
weiter: "So muß er sein: immer mit diesem Schuß Unwägbarkeit."
Anders, ganz anders, der Kommentar, wenn ein türkischer
Ringer in deutschen Diensten das Pech hat, dergleichen Unwägbarkeiten zum Opfer
zu fallen:
"Einen Türken
gebaut"
sid. Als der Deutsche Ringermeister KSV Aalen am 15.
September vor 1200 Zuschauern auf eigener Matte seinen Bundesligakampf gegen
den AV Reiligen sensationell mit 16:24 Punkten verlor,
fielen zwei Ergebnisse auf. Salim Oezkan unterlag im
Papiergewicht Georg Hocker mit 10:11 und Ahmet Akdag
im Weltergewicht Klaus Laier mit 3:5 Punkten.
Fachleute konstatierten bei Akdag "lahmes Auftreten".
Als der Türke dann eine Woche später den Schorndorfer Vize-Europameister Eduard
Giray bravourös niederkämpfte und nach 7:22 Minuten
entscheidend besiegte, verdichtete sich das Gerücht, Akdad habe gegen Laier einen
Türken gebaut, um auf seine Situation als Straßenarbeiter aufmerksam zu machen.
Erpressung?
=
Warum diese Geschichte? Weil der Deutsche Ringer-Bund seit Jahren seine Probleme
mit ausländischen Spitzenringern hat, die sich eine Art Spiel ohne Grenzen
erlauben. Zwei Perser mußten wegen Erpressung des eigenen Vereins (Freising) und
einer wegen Exhibitionismus lebenslang für deutsche Matten gesperrt werden.
Türken spielen in bundesdeutschen Spitzenvereinen oft eine undurchsichtige
Rolle. Türkische Ringermentalität erschüttert schon manchmal die Glaubwürdigkeit
sportlicher Ergebnisse.
=
Wenn Aalen wegen der Höhe der Heimniederlage gegen Reilingen nicht erneut Deutscher Meister wird, und dies ist
sehr gut möglich, dann werden sich alle jene, die die Ausländerpolitik des KSV
Aalen seit Jahren kritisch und mit Widerwillen beobachten, schadenfroh die Hände
reiben. Wenn es Aalens Manager noch nicht gewußt haben sollen: Getürkt hat mit
Türken zu tun.
Esoterische Polemik
Es geht also das Gerücht, Ahmet Akdad habe seine Niederlage als politische Demonstration inszeniert, um auf seine
Situation am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen. Es wird vermutet,
daß die Niederlage eine Demonstration war, und auch der Zweck des Spektakels -
wenn es denn eines war - wird nur als Gerücht gehandelt. Man muß sich das
Absurde dieser Behauptung einmal in aller Ruhe klarmachen: das Hinausschreien
seines Anliegens erledigt dieser hinterlistige Türke also derart dezent, daß es
des Rüssels eines Verfassungsschützers und der Deduktionskraft eines Sherlock
Holmes bedarf, die verschlüsselte Botschaft zu deuten. Ein Erpreßter, der
rätseln muß, ob er denn überhaupt erpreßt wird; ein Hörer, der den Ruf nicht
versteht, geschweige denn weiß, ob überhaupt gerufen wird. Die Mächtigen in
diesem ihren Lande würden es sicherlich auf's Schärfste begrüßen, wenn solch esoterische Polemik
Schule machen würde.
So weit, so beknackt, und mit einem gelassenen Grinsen über
diese Selbstentblößung des Herrn Redakteurs könnte man weiterblättern. Nähme
unser Freund obigen Vorfall nicht zum Anlaß, einmal grundlegend über Türken und
andere zweifelhafte Gestalten im deutschen Sport nachzudenken ("denken" ist
vielleicht nicht ganz das richtige Wort und sollte besser durch "räsonnieren" ersetzt werden).
Undurchsichtige Türken
"Türkische Ringermentalität erschüttert schon manchmal die
Glaubwürdigkeit sportlicher Ergebnisse", heißt es da, und weiter: "Wenn es
Aalens Manager noch nicht gewußt haben sollen: Getürkt hat mit Türken zu
tun."
40 Jahre früher hätte sich der Kommentator wohl deutlicher
ausgedrückt, deutscher: "Diese Türken sind hinterlistig und manipulieren
fortwährend Sportergebnisse."/"Türken sind sprichwörtlich verlogen.
Rausschmeißen sollte man diese Kümmeltürken, erst mal aus den Sportvereinen,
dann sehen wir weiter."
Ein paar Schimpfworte halt
eingeflochten, das macht den ganzen Unterschied. Ansonsten gleichen sich
treudeutsche und neudeutsche Fassung des Artikels auf's Haar. Ein bißchen die Kontrolle verloren über die
demokratische Fassade, der -Schreiber vom Sportinformationsdienst (sid) des Herrn Springer - wie neulich ein Herr Strauß in
Essen. Kurz mal nicht aufgepaßt und schon sabbert der rassistische Geifer hinter
den hochgezogenen Lefzen hervor und tropft unverdünnt auf Papier. Der MZ - die
diesen Artikel zwar nicht verfaßt, aber doch undistanziert abgedruckt hat -
sagt man nach, sie habe in jenen glorreichen 1000 Jahren bemerkenswert präzise
den Gleichschritt gehalten. Ob's so war, weiß ich nicht. Ziemlich sicher
allerdings scheint, daß die MZ einen Zensor nicht zu fürchten braucht, im Falle
ein Viertes Reich bräche über uns herein. Der Artikel "Einen Türken gebaut" ist
nur oberflächlich ein Sportkommentar. In Wirklichkeit haben wir ein
Empfehlungsschreiben an die Reichspressekammer künftiger Tage vor uns.
Mit deutschem Gruß
Hei
mat deine Sterne
Das "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" meint zur
Entstehung dieser Redensart:
Krüger-Lorenzen meint. daß
die Rda. auf einem Vorfall bei der kaiserlichen Marine
beruht: "Als 1895 Kaiser Wilhelm II. den nach ihm benannten
Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal), eine der wichtigsten
Weltseeverkehrsstraßen, einweihte, trafen sich im Kieler Hafen Kriegsschiffe
aller seefahrenden Nationen. Der Kaiser hatte aus diesem Anlaß zu einem
Galadiner auf dem Flottenflaggschiff SMS "Deutschland" eingeladen. Jedes Boot,
das den Vertreter eines Staates an Bord der "Deutschland" brachte führte die
entsprechende Nationalflagge. Sobald ein hoher Würdenträger seinen Fuß auf das
oberste Fallreeppodest setzte, präsentierte die Sicherheitswache und die
Marinekapelle spielte die Nationalhymne des betreffenden Landes. Als plötzlich
ein Boot mit der roten türkischen Halbmondflagge anrauschte, stellte der
Kapellmeister bestürzt fest, daß weder Noten der türkischen Nationalhymne
vorhanden waren. noch einer seiner Musiker diese kannte. Als dann die türkischen
Seeoffiziere mit Fez und Halsorden das Fallreep heraufstiegen, intonierte die
Marinekapelle kurzentschlossen: "Guter Mond. du gehst so stille durch die
Abendwolken hin". So wurde der erste Türke gebau".
Vermutlich ist das Verb
"bauen" erst als neueres Modewort zu dem Fachausdruck "Türke" getreten.
Vergleiche Wendungen wie "das Abitur bauen", einen "Unfall bauen"
usw.
Möglicherweise bezieht sich
die Rda. auf einen sog. Schachspielautomaten, bei
dem eine Türkenpuppe die Züge des Spielers erwiderte,
während die Partie in Wirklichkeit von einem unsichtbaren Spieler gelenkt
wurde.
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