Die folgende Geschichte wird mir wieder mal kein Schwein glauben. Drum
auf mit den Finger zum Schwur: Es ist alles so, wie ich es schildere,
nichts ist erfunden.
Am Montag, den 26. Januar 2009 hatte es hier
wie aus Kübeln gegossen, fast den ganzen Tag lang. Eine Einheimische
hatte später gemeint, Regen dieser Größenordnung käme nur alle 10 bis 20
Jahre mal vor. Hier regnet es oft im Winter, aber an diesem Tag war es
wirklich extrem. Am Dienstag hörte ich einen Hubschrauber, schaute
hinaus und sah, wie er nicht weiterfliegt, sondern hier in der Gegend
kreist. Ein Hubschrauber der Feuerwehr.
Eine Nachbarin sah mich auf
dem Balkon und erklärte mir, daß es heute morgen einen Erdrutsch gegeben
habe. Die Straße von Madonna della Scala nach Case del Conte sei
unterbrochen, sie sei ca. 10 Meter abgesackt, außerdem sei ein Haus ca.
20 m weit gerutscht und dabei zerstört worden, zwei weitere Häuser seien
schwer beschädigt worden.
Am Abend kam mein Sohn nachhause und
erzählte mir, er habe eben erfahren, daß die ganze Straße hier oben
evakuiert würde, wir müßten die Häuser verlassen. Um halb acht kam ein
Wagen der Gemeinde und brachte uns den Evakuierungsbefehl des
Bürgermeisters. Es sei demnach auch verboten, die Straße zu befahren, zu
begehen oder auch nur ein Auto dort zu parken. Die Einhaltung des
Evakuierungsbefehls werde durch Absperrungen und Polizei gewährleistet.
Die
Evakuierung galt indes nur für die Bewohner auf der linken
Straßenseite, die zur Gemeinde Perdifumo gehört, während Bewohner der
rechten Straßenseite, die zu Castellabate gehört, sowohl in den Häuser
bleiben als auch die Straße befahren durften.
Kurz nach neun Uhr, wir
waren bereits dabei, uns fertig zu machen und einige Sachen
einzupacken, kam der Wagen der Polizei und erinnerte uns noch mal an die
Evakuierung. Die Nacht haben wir dann in einem nahegelegen Hotel
verbracht. Auf dem Weg dorthin sahen wir weder Polizei noch
Absperrungen, noch nicht mal ein Hinweisschild, daß Gefahr bestünde oder
irgendwas verboten sei.
Am nächsten Morgen waren die anderen
Bewohner der Straße, die auch dort übernachtet hatten, schon weg, keiner
wußte etwas, also packten wir unsere Sachen und fuhren heim. Auch jetzt
keine Absperrung, keine Polizei, nichts und niemand, der uns gehindert
hätte, nachhause zu fahren. Alle Leute waren auch wieder zuhause.
Tagsüber
streiften angeblich Geologen durchs Gelände, um die Situation zu
checken, über der Gegend kreisten mehrere Hubschrauber. Wir blieben, da
wir nichts mehr gehört hatten, in der folgenden Nacht im Haus, auch von
den anderen Bewohner war anscheinend keiner mehr weg.
Heute, am
29. Mai 2009, klingelt ein Beamter der Gemeinde und händigt mir die
Anordnung der Gemeinde vom 12. 5. (!) 2009 aus, derzufolge wir jetzt
wieder in unser Haus zurückkehren dürfen. Man habe die Lage wegen des
Erdrutsches überprüft und gefunden, daß keine Gefahr (mehr) bestünde.
Wir, das heißt der Beamte und ich, haben viel gelacht.
Muß ich
hinzufügen, daß der Beamte die Anordnung direkt zu meinem Haus gebracht
hat und nicht etwa zuvor die Hotels oder sonstigen Unterkünfte abgesucht
hat, in denen ich mich streng genommen immer noch hätte befinden
müssen?