Denkverbote
Robert McNamara, der unter John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson
Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten war, als solcher den
Vietnam-Krieg hocheskaliert hat, steht weit über jedem Verdacht, ein
Pazifist, Kommunist, ein Liberaler oder sonst ein Lump zu sein.
Dieser
über jeden Verdacht erhabene McNamara, der in achtziger Jahren längst
nicht mehr im Amt war, meinte damals, die Bevölkerung der
Bundesrepublik davor warnen zu müssen, der gegenwärtigen nuklearen
NATO-Strategie zu folgen. "Worüber
sich die Westdeutschen klar werden müssen, das ist, daß ihr Kulturkreis
völlig verwüstet werden wird, wenn sie sich weiter an die
NATO-Strategie halten." Für den Fall eines konventionellen
Angriffs der Sowjetunion auf Westeuropa gebe es keinen einzigen Plan
zur nuklearen Vergeltung, der nicht eine hohe Wahrscheinlichkeit von
Selbstmord in sich schlösse.
Der frühere Chef der Nationalen
Sicherheitsbehörde der USA, Admiral Gayler, meinte in derselben
Fernsehsendung, Europa sei zwar nuklear in kürzester Zeit zu zerstören,
nicht aber zu verteidigen. Die westliche Drohung mit einer nuklearen
Verteidigungsstrategie für Westeuropa sei "ein monströser Bluff".
Merk-würdig, daß den Fachleuten des Sachzwanges die simpelsten
Zusammenhänge erst dann klar werden, wenn sie nicht mehr im Amt sind.
Willy
Brandt gestand einmal: Als er nicht mehr Bundeskanzler gewesen sei,
habe er bemerkt, daß er sich früher - als er noch OCFJ der BRD
(Oberster Chef fons Janze) war - Denkverbote auferlegt habe; daß er
Gedanken, die ihn in Konflikt mit den - von außen herangetragenen
-Erwartungen an sein Amt hätten bringen können, gar nicht erst gedacht
habe, daß er solche störenden Ideen einfach ausgeblendet habe.
Das wird's wohl sein.
Glücklich gepriesen seien jene Politiker, die sich Gedanken gar nicht erst verbieten zu brauchen.