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Demuts-Champions
In christlichen
Weltgegenden gilt Demut als eine der höchsten Tugenden. Jeder
Bischof, der andere
sich vor ihm hinknien heißt und sich von ihnen den Ring samt der
Hand küssen
läßt, jeder Kardinal, der eifersüchtig darauf besteht,
daß man ihn mit Eminenz
anredet, jeder Papst, der sich zujubeln läßt, preist die
große Tugend der Demut.
Und wirklich:
Leute,
die nachweislich demütig und bescheiden gelebt haben, können
mit einiger
Wahrscheinlichkeit darauf hoffen, den Ruhm der Altäre zu ernten,
also von den
Leuten verehrt zu werden.
Ehrgeizige Leute
gehen
deshalb schon von früher Jugend daran, sich auf eine Karriere als
Demuts-Champion vorzubereiten.
Erste
Voraussetzung
für Demut ist natürlich Ansehen. Nein, das ist jetzt kein
Schreibfehler. Ich weiß
schon, daß manche sagen, aus der Demut komme das Ansehen, aber
genau besehen
ist es umgekehrt.
So wie Gnade
Macht
voraussetzt, setzt Demut Ansehen voraus. Ein armer Teufel, den sowieso
jeder
für den letzten Idioten hält, von dem kein Hund ein
Stück Brot annimmt, kann
nicht demütig sein. So wenig wie einer, dem sowieso keiner
gehorcht, der nichts
bewegen kann, gnädig sein kann.
Der
Konkurrenzdruck
im Demuts-Geschäft ist groß und wenn du da nicht einen
brennenden Ehrgeiz mitbringst, dann hältst
du das nicht aus, so ein Leben in völliger Demut.
Und der Druck
auf dir wird
ja immer stärker, je älter du wirst. Je mehr Leben du schon
mit Heiligsein
vertan hast, desto erpichter bist du natürlich darauf, eines toten
Tages die
Ernte in Form von Himmel und Heiligsprechung einzufahren. Desto weniger
kannst
du dann noch irgendwann sagen: "Jetzt mag ich nicht mehr, Herr Papst.
Jetzt
kannst mich am Arsch lecken, Herr Abt. Such dir einen anderen Deppen,
Herr
Prior."
Wenn du von Haus
aus
ein Depp ist, geht es natürlich leichter. Als Depp geht dir das
leicht von der
Zunge: "Ja, Herr Papst. Geht in Ordnung, Herr Abt. Klasse Idee, Herr
Prior."
Aber stell dir
mal
vor, du bist ein blitzgescheiter Mensch und sollst zum
größten Unfug Ja und
Amen sagen...
Aber es hat ja
auch
keiner behauptet, Heiligsein wäre leicht.
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